27.11.2025
Datenstrategie einfach erklärt: 3 Begriffe, die den Unterschied machen
Alle sprechen über „datengetriebene Unternehmen“. In der Praxis bleibt aber oft unklar, was genau sich dahinter verbirgt – und wo man sinnvoll anfängt. Drei Begriffe helfen, den Einstieg zu strukturieren: Datenstrategie, Data Governance und Data Management. Sie stehen für die strategische, methodische und operative Ebene im Management von Daten.
Dr. Jan Scharfenberg
Partner
Datenstrategie: Richtung geben statt nur Daten sammeln
Auf strategischer Ebene beantwortet die Datenstrategie die Frage:
Wofür nutzen wir Daten – und wohin soll sich unser Unternehmen mit Blick auf Daten entwickeln?
Eine Datenstrategie ist der ganzheitliche Rahmen für den Umgang mit Daten im Unternehmen – mittel- bis langfristig ausgerichtet und eng verzahnt mit Unternehmens-, IT- und KI-Strategie. Typische Bestandteile sind:
- Vision & Mission: Welchen Beitrag sollen Daten zur Wertschöpfung leisten?
Beispiel: „Wir treffen alle wesentlichen Managemententscheidungen faktenbasiert.“ - Strategische Ziele (Zielbild): Woran erkennen wir in 3–5 Jahren, dass wir „datenreif“ geworden sind?
- Strategische Maßnahmen: Welche Hebel setzen wir an (z. B. Datenplattform, Rollen, Richtlinien, KI-Leitplanken)?
- Roadmap: In welcher Reihenfolge gehen wir vor (Pilotbereiche, Skalierung, Organisation, Technologie)?
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Data Governance: Die Spielregeln und Zuständigkeiten
Auf methodischer Ebene sorgt Data Governance dafür, dass die Strategie nicht im luftleeren Raum bleibt. Sie definiert Rollen, Regeln und Prozesse, mit denen Daten gesteuert werden – ähnlich wie Corporate Governance das Unternehmen insgesamt steuert.
Kernfragen der Data Governance:
- Wer ist wofür verantwortlich (Data Owner, Data Stewards, Chief Data Officer (CDO), Data Governance Board)?
- Nach welchen Prinzipien und Standards gehen wir mit Daten um (Definitionen, Qualitätsanforderungen, Klassifizierungen)?
- Welche Prozesse gelten (z. B. Freigabe neuer Datennutzungen, Umgang mit Datenqualitätsproblemen, Freigabe von KI-Use Cases)?
- Wie wird die Einhaltung dieser Regeln überprüft (z. B. anhand von KPI-basiertem Monitoring)?
Hier hilft auch das Three-Lines-of-Defence-Modell, die unterschiedlichen Rollen und Verantwortlichkeiten klar zu strukturieren:
- 1st Line: Fachbereiche und IT nutzen und generieren Daten (operative Umsetzung).
- 2nd Line: Funktionen wie Data Governance, Datenschutz, Informationssicherheit, Compliance definieren den Rahmen, geben Guidance (z. B. über Richtlinien oder Playbooks) und überwachen die Einhaltung (Audits).
- 3rd Line: Die interne Revision prüft unabhängig die Wirksamkeit.
Kurz gefasst:
Strategische Richtung geben und führen heißt steuern, Steuerung braucht Priorisierung, Priorisierung braucht Struktur – und genau diese Struktur liefert Data Governance.
Data Management: Die Umsetzung im Tagesgeschäft
Auf operativer Ebene liegt das Data Management. Hier werden die Vorgaben aus Datenstrategie und Data Governance in konkrete Tätigkeiten, Systeme und Prozesse übersetzt.
Definition:
Data Management ist die Planung, Organisation, Umsetzung und Kontrolle von Prozessen und Maßnahmen, die darauf abzielen, Daten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg effizient zu verwalten und mehrwertstiftend zu nutzen.
Praktisch heißt das: Daten werden erhoben, integriert, gespeichert, gesichert, genutzt, analysiert – und wieder gelöscht, wenn sie nicht mehr benötigt werden. Hier arbeiten typischerweise Fachbereiche, IT, Data Engineers, Analysten, BI-Teams und KI-Teams cross-funktional zusammen.
Data Capabilities: Was gutes Data Management ausmacht
Damit Data Management wirksam wird, braucht es bestimmte Fähigkeitsbereiche (Data Capabilities). In der Praxis haben sich u. a. folgende Bereiche bewährt:
- Data Governance – Definition von Rollen, Prozessen und Regeln.
- Data Regulation & Compliance (inkl. Datenethik) – Sicherstellen rechtlicher Vorgaben (z. B. DSGVO, Data Act, AI Act).
- Data Architecture – Struktur der Datenlandschaft, Plattformen, Schnittstellen.
- Data Modeling & Design – Modellierung zentraler Datenstrukturen.
- Data Storage & Operations – Speicherung und Betrieb von Datenbanken und Plattformen.
- Data / Information Security & Risk – Schutz vor Verlust, Missbrauch und Angriffen.
- Data Integration & Interoperability – Zusammenführen verschiedener Datenquellen.
- Document & Content Management – Verwaltung unstrukturierter Informationen.
- Reference & Master Data Management – Pflege zentraler Stammdaten als „Single Source of Truth“.
- Data Warehousing & Business Intelligence – Aufbau von Reports, Dashboards und Analysen.
- Metadata Management – Verwaltung von Daten über Daten, z. B. über Datenkataloge.
- Data Quality – Sicherstellen korrekter, vollständiger, aktueller Daten.
- Data Products & Monetisation – Entwicklung datenbasierter Produkte und Wertschöpfung.
- Data Culture & Data Literacy – Aufbau von Datenkompetenz und einer Kultur der Datennutzung.
Gerade hier zeigt sich, wie wichtig Change Management ist: Mitarbeitende müssen verstehen, warum sich Arbeitsweisen ändern, welche Vorteile datenbasierte Entscheidungen haben und wie sie neue Tools sinnvoll einsetzen können. Schulungen, klare Kommunikation und sichtbare Erfolge (z. B. weniger manuelle Excel-Auswertungen, schnellere Entscheidungen, höhere Transparenz) sind entscheidend.
Fazit: Drei Begriffe, ein Ziel
Datenstrategie gibt die Richtung vor,
Data Governance definiert die Spielregeln,
Data Management sorgt für die Umsetzung im Alltag.
Wer diese drei Ebenen klar trennt – und gleichzeitig gut aufeinander abstimmt – schafft die Grundlage für ein Unternehmen, das Daten nicht nur sammelt, sondern wirklich strategisch nutzt: Um Kosten zu senken, Zeit zu sparen, den Umsatz zu steigern.
Alles Weitere – von konkreten Vorgehensmodellen wie Maturity Assessments und Roadmaps bis hin zu Data Operating Models, Data Mesh oder KI-Governance – baut genau auf diesen Grundlagen auf. Und genau dort beginnt dann der spannende Teil der Reise.
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So unterstützen wir Sie bei Ihrer Datenstrategie:
Maturity Assessment
- Reifegradmessung (Data Capability Map) und Gap-Analyse (Workshop)
- Ableitung von Maßnahmen und Festlegung von Meilensteinen
- Erstellung einer Roadmap
- Datenqualität (z. B. für KI) erhöhen, Innovationshemmnisse abbauen
- Enablement von KI-Use Cases
Governance
- Erstellen von Guidances und Richtlinien
- Bestimmung von Rollen und Verantwortlichkeiten
- Verantwortungsdiffusion stoppen
- Schulungs- und Awarenessprogramme
Regulatory Mapping
- Ganzheitliche Betrachtung Schnittstellen DSGVO, KIVO, Data Act
- Aufbau eines AI-Inventory ausgehend vom ROPA / VVT
- Durchführung von DSFA und GRFA
- Synergien heben, Compliance-Anforderungen praxisgerecht umsetzen
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